Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. „In Milde, aber auch in Klarheit möchte ich dieses Thema der Verbrennungen der Leichname ansprechen“
  2. Video vom Papst im Unterhemd bringt Vatikan in Verlegenheit
  3. Klerikalismus im Bistum Passau
  4. Julia Klöckner: ‚Nicht immer sinnvoll, wenn Kirchen glauben, eine weitere NGO zu sein‘
  5. CDU-CSU-SPD-Regierung will Töten von ungeborenen Kinder durch die Krankenversicherung finanzieren
  6. 'Ramadan ist die schönste Zeit im Jahr'. Katholischer Religionsunterricht in der Erzdiözese Salzburg
  7. Der Millionen-Exodus von den deutschen Kirchen dürfte weitergehen!
  8. Experte: In Liturgie öfter das "Große Glaubensbekenntnis" verwenden
  9. Die Mitverantwortung der Kirchen an ihrem Bedeutungsverlust
  10. Wenn „Menschen nach und nach den Glauben durch eine halbesoterische Weltanschauung ersetzen“
  11. "Retter des Stephansdoms" sagte Nein zum Vernichtungsbefehl
  12. „Von meinem Papst erwarte ich mehr“
  13. Gesetzesentwurf in Belgien: Sterbehilfe soll für Demenzkranke legalisiert werden
  14. Gott will, dass wir treu sind!“
  15. „Times“: Bei den Katholiken Großbritanniens läuft eine „stille Erweckung“

Nach „Kristallnacht“ wollte Vatikan 200.000 deutsche Juden evakuieren

9. November 2018 in Chronik, 18 Lesermeinungen
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


Vatikandokumente beweisen: Man plante die größte humanitäre Rettungsaktion der Geschichte - Pius XII. wollte alle Juden in Deutschland aus Hitlers Machtbereich retten. Von Yuliya Tkachova


Vatikan (kath.net) Als vor 80 Jahren in Deutschland die Synagogen brannten, schwieg der Vatikan. Stattdessen plante man in Rom die größte humanitäre Rettungsaktion der Geschichte. Kardinal Eugenio Pacelli, der Staatssekretär Pius XI. (1922-1938) und spätere Papst Pius XII. (1939-1958), wollte „praktisch alle“ noch in Deutschland verbliebenen Juden aus Hitlers Machtbereich evakuieren. Nur drei Wochen nach der „Kristallnacht“ fragte er über die diplomatischen Vertretungen des Heiligen Stuhls nach Beschäftigungsmöglichkeiten für deutsche Juden in potentiellen Aufnahmeländer an. Exakt zwei Monate nach den November-Pogromen, am 9. Januar 1939, schickte er ein Rundschreiben an 68 Erzbischöfe in 17 Nationen, darunter die meisten klassischen Einwanderungsländer auf dem amerikanischen Kontinent sowie Australien, und bat um 200.000 Visa – praktisch für alle deutschen Juden. Das beweisen sensationelle Dokumente, die der deutsche Historiker Michael Hesemann (54) im vatikanischen Geheimarchiv entdeckte. In seinem gerade erschienenen Buch „Der Papst und der Holocaust“ (LangenMüller-Verlag) veröffentlicht er sie erstmals im Original.

Hesemann: „Diese Dokumente beweisen, dass die Behauptung, der Vatikan habe sich nicht für das Schicksal der Juden in Nazi-Deutschland interessiert, absolut falsch ist. Gerade Kardinalstaatssekretär Pacelli hatte sich immer für eine Aussöhnung mit dem Judentum eingesetzt und unterhielt schon früh Kontakt zu führenden Vertretern der zionistischen Bewegung. Zudem hatte er als Nuntius in Deutschland zwölf Jahre lang Hitlers Aufstieg zur Macht beobachten können und wusste, dass dieser von Hass zerfressene Fanatiker zu keiner Mäßigung in der Lage war. Mit der Pogromnacht hatte die Gewalt gegen Juden im Reich eine neue Dimension erreicht. Als einer der Ersten erkannte Pacelli ganz klar, welche Gefahr ihnen jetzt drohte. Darum galt es, schnell und im größtmöglichen Rahmen zu handeln. Das tat er, dazu war er sofort bereit. 234.000 Juden lebten damals in Deutschland. Dass er sich um 200.000 Visa bemühte, kann nur eines bedeuten: Er wollte sie alle evakuieren!“


Für den Fall, dass ein Exemplar des in lateinischer Sprache verfassten Rundschreibens in die Hände der Nazis fiel, bat er dabei ausdrücklich nur um Visa für „katholische Nichtarier“, also Konvertiten, die nach den Nürnberger Rassegesetzen ebenfalls als Juden galten. Hesemann: „Es gab gleich nach der Kristallnacht im Reich Kundgebungen ‚gegen das Weltjudentum Juden und seine schwarzen und roten Bundesgenossen‘. In Münster und München stürmte der aufgehetzte braune Mob die Residenzen der Bischöfe, die zuvor Juden geholfen hatten, und warf die Fensterscheiben ein. Ein offenes Eintreten für die Juden hätte die katholische Kirche im Reich massiv gefährdet. Doch niemand konnte der Kirche einen Vorwurf machen, dass sie sich für Katholiken jüdischer Abstammung einsetzte. Daher benutzte Pacelli eine Art Codewort!“

Tatsächlich belegt schon die Zahl der erbetenen Visa, dass Juden und nicht ausschließlich Konvertiten gemeint waren, von denen es in ganz Großdeutschland einschließlich Österreichs damals nur 16.000 gab. Zudem bittet der Vatikan in dem Rundschreiben die Regierungen ausdrücklich, den Flüchtlingen eigene „Sakralbauten und Schulen“ zu errichten und „alles bereitzustellen, dass sie ihre religiösen Sitten und Traditionen fortführen können.“

Hesemann: „Diese Forderung macht nur dann Sinn, wenn man begreift, dass Juden gemeint waren, die Synagogen, jüdische Schulen und koscheres Essen brauchten. Katholische Flüchtlinge hätten die vor dem Konzil weltweit einheitliche lateinische Messe auch in den bereits vorhandenen Gotteshäusern feiern, ihre Kinder auf bestehende katholische Schulen schicken können.“ Auch in den Antwortschreiben, die Hesemann im Vatikanarchiv sichtete, war nur von „Juden“ die Rede. Hesemann: „Der Pacelli-Code wurde also gleich verstanden.“
Den Dokumenten zufolge erklärte sich der Vatikan bereit, für alle jüdischen Flüchtlinge Transitvisa zu besorgen und die Kosten für ihre Überfahrt zu übernehmen. 1939 durften Juden zwar das Deutsche Reich verlassen, die Ausfuhr von Devisen war ihnen jedoch untersagt. Immer wieder fand der Historiker in den Archiven Dokumente, die den „in die Millionen gehenden Zahlungsverkehr“ belegen.

Trotzdem scheiterte die gutgemeinte Initiative an der mangelnden Bereitschaft der Staaten, jüdische Flüchtlinge aufzunehmen. Irland nahm gerade einmal 90 Juden auf, Brasilien versprach 3000 Visa, stellte aber nur 1000 aus, Argentinien folgte seinem Beispiel. Auch die anderen südamerikanischen Staaten taten sich schwer. Lediglich die Dominikanische Republik war bereit, bei Bedarf alle halbe Jahre bis zu 800 Visa auszustellen, wenn der Nuntius den eitlen Diktator Trujillo persönlich im Namen des Papstes darum bat. Erst als schon Millionen von Juden ermordet waren, erlaubten die Briten die Einreise tausender nach Palästina. Hesemann: „Letztendlich konnte der Vatikan bis 1945 über 40.000 Juden mithilfe von Visa in sichere Länder schleusen. Es hätten so viel mehr sein können, hätten die Staaten früh genug kooperiert. Zumindest jedoch kann man dem späteren Papst Pius XII. nicht vorwerfen, nicht früh genug alles Menschenmögliche versucht zu haben, um eine größtmögliche Anzahl Juden vor der drohenden Katastrophe der Schoah zu retten.“

kath.net-Buchtipp:
Der Papst und der Holocaust
Pius XII und die geheimen Akten im Vatikan.
Erstmalige Veröffentlichung der brisanten Dokumente
Von Michael Hesemann
Hardcover
320 Seiten; 30 SW-Fotos
2018 Langen/Müller
ISBN 978-3-7844-3449-0
Preis Österreich: 28.80 EUR

Bestellmöglichkeiten bei unseren Partnern:

Link zum kathShop

Buchhandlung Christlicher Medienversand Christoph Hurnaus, Linz:
Für Bestellungen aus Österreich und Deutschland: [email protected]

Buchhandlung Provini Berthier GmbH, Chur:
Für Bestellungen aus der Schweiz/Liechtenstein: [email protected]

Alle Bücher und Medien können direkt bei KATH.NET in Zusammenarbeit mit der Buchhandlung Christlicher Medienversand Christoph Hurnaus (Auslieferung Österreich und Deutschland) und der Provini Buchhandlung (Auslieferung Schweiz und Lichtenstein) bestellt werden. Es werden die anteiligen Portokosten dazugerechnet. Die Bestellungen werden in den jeweiligen Ländern (A, D, CH) aufgegeben, dadurch entstehen nur Inlandsportokosten.

Pius XII. und die Juden - Mit Zeitzeugenberichten von italienisch-jüdischen Holocaustüberlebenden!


Zeitzeugenportal - 9. November 1938: Die Reichspogromnacht - Sie war das Fanal für das drohende Schicksal der Juden im Nazi-Deutschland



Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu

Antisemitismus

  1. Jüdische Studenten und Professoren begrüßen Vorgehen der Regierung Trump gegen Antisemitismus
  2. Deutschland: Muslime eher antisemitisch als der Durchschnitt der Bevölkerung
  3. „Jerusalem Post“: Davidsstern wird von Twitter als „hasserfülltes Bild“ gesperrt
  4. Henryk Broder: Antisemitismus wird verwaltet wie die Armut
  5. Marx: „Entsetzt und erschüttert über feigen Anschlag von Halle“
  6. Messerträger vor Berliner Synagoge jetzt in Psychiatrie
  7. Zentralrat der Juden wirft Staatsanwaltschaft Fahrlässigkeit vor
  8. „Bild“: Motiv des Syrers mit Messer in der Synagoge ist „unklar“?
  9. Dann „klemmte die Waffe wundersamerweise“
  10. „Ein Christ ist verpflichtet, solidarisch mit Juden zu sein“






Top-15

meist-gelesen

  1. EINMALIGE CHANCE! Große Baltikum-Reise mit kath.net - Mit Erzbischof Gänswein!
  2. Eine wichtige BITTE an Ihre Großzügigkeit! - FASTENSPENDE für kath.net!
  3. Video vom Papst im Unterhemd bringt Vatikan in Verlegenheit
  4. „In Milde, aber auch in Klarheit möchte ich dieses Thema der Verbrennungen der Leichname ansprechen“
  5. In eigener Sache: Newsletter auf X, Telegram & WhatsApp
  6. Isak Ailu Pulk Eira (24) könnte der erste samische Kartäusermönch der Welt werden
  7. Klerikalismus im Bistum Passau
  8. CDU-CSU-SPD-Regierung will Töten von ungeborenen Kinder durch die Krankenversicherung finanzieren
  9. „Von meinem Papst erwarte ich mehr“
  10. 'Ramadan ist die schönste Zeit im Jahr'. Katholischer Religionsunterricht in der Erzdiözese Salzburg
  11. Die Mitverantwortung der Kirchen an ihrem Bedeutungsverlust
  12. Der Millionen-Exodus von den deutschen Kirchen dürfte weitergehen!
  13. Vienna City Marathon: Sieger Abadi dankt Jungfrau Maria
  14. Wenn „Menschen nach und nach den Glauben durch eine halbesoterische Weltanschauung ersetzen“
  15. Papst dreht spontane Runde im Petersdom

© 2025 kath.net | Impressum | Datenschutz